Ist in Deutschland von Armut die Rede, geht es nicht nur um die finanzielle Not, sondern auch um die gesellschaftliche Teilhabe. Ein Abend im Kino, die Mitgliedschaft in einem Verein oder ein Restaurantbesuch – all das ist für Arbeitslose, Menschen mit geringem Einkommen oder schmaler Rente oft nicht drin. Soziale Ausgrenzung ist die Folge. Für viele ist daher ihr Tier zum letzten sozialen Bezugspunkt geworden.
„Wer einen Hund hat, kann sich nicht zu Hause einigeln und über seine Situation grübeln. Er muss nach draußen, wo er unweigerlich mit anderen Menschen ins Gespräch kommt“, weiß Ramona Freund, selbst Hundebesitzerin, aus Babenhausen. Mischlingsrüde Chico sitzt neben ihr auf dem Sofa und scheint Frauchen aufmerksam zuzuhören. „Tiere helfen einem, nicht den Mut zu verlieren“, meint die Fünfzigjährige.
Kontakt
Wer sich an der Weihnachtsaktion der „Vierpfötchenfutterhilfe“ beteiligen möchte, der wendet sich unter 06073 5988 an Ramona Freund. Annahmeschluss ist am Dienstag (6.); mehr Informationen: www.vierpfoetchenfutterhilfe.de.tl.
Ob Hund oder Katze, Wellensittich oder Meerschweinchen – Tiere können gerade in einer schlimmen Lage existenzielle Weggefährten sein. Umso dramatischer ist es, wenn sich ein Mensch von seinem Haustier trennen muss, weil er die Kosten für Futter und Tierarzt nicht mehr aufbringen kann. Um dies zu verhindern, haben Martina Baumgartner und Petra Trojke in Babenhausen den Verein „Vierpfötchenfutterhilfe“ gegründet. Gemeinsam mit Ramona Freund wollen sie Mensch und Tier in finanzieller Not helfen.
Dazu sammeln die Frauen Futterspenden, die jeden Mittwochnachmittag im „LebensMittelPunkt“, einem Kaufhaus in der Schlossgasse 18, für Bedürftige, ausgegeben werden. Tierbesitzer müssen nicht nur ihre eigene Bedürftigkeit nachweisen, um dort einkaufen zu können. Sie müssen anhand eines Impfpasses auch belegen, dass Hund oder Katze ihnen gehören.
„Ein Großteil unserer Kunden im ,LebensMittelPunkt’ sind ältere Menschen, deren Tiere ebenfalls betagt sind. Alte Tiere sind häufiger krank und brauchen Spezialfutter, das meist teuer ist“, schildert Martina Ahmetovec ein immer wiederkehrendes Problem.
Um an Futterspenden zu kommen, hat sie in den vergangenen Monaten zahlreiche Firmen angeschrieben, an erster Stelle Produzenten von Tierfutter und Zubehör. Dabei habe sie eine erstaunliche Erfahrung gemacht, erzählt sie. „Die großen, namhaften Hersteller sind oft sehr zurückhaltend, während kleinere Firmen gerne spenden.“ Mehrere hundert Kilogramm Futter hat der Verein bereits an bedürftige Tierbesitzer ausgeben können. Dennoch mangelt es stets an Nachschub, zumal der Verein auch in Gundernhausen eine private Ausgabestelle betreibt. Daher
haben die rührigen Damen nun eine Weihnachtsaktion ersonnen.
„Wer Tierbesitzern eine Freude machen möchte, der kann Futter, Spielzeug und Zubehör wie Hundeleinen in einen Schuhkarton packen und bei uns abgeben“, erklärt Ramona Freund. „Die Kartons sollten weihnachtlich verpackt und mit einem Hinweis versehen sein, für welches Tier der Inhalt gedacht ist.“
Am letzten Ausgabetag vor Weihnachten (21.) werden die Präsente dann im „LebensMittelPunkt“ verteilt, zusammen mit kleinen Geschenken für Herrchen und Frauchen. „Wir haben schon angefangen, Plätzchen zu backen“, sagt Martina Baumgartner.
Ramona Freund